Über eine Zeit mit Sechserrudel
Schmerzlich muss ich gestehen, wir kommen erstmals hart an unsere Grenzen. Einem Rudel aus sechs Hunden, zwei erwachsene Hündinnen, die vor dem Brut- und Setzzeit Koller stehen und vier Junghunden, werden wir nicht gerecht.
Die Zeit des Erlebens, Erforschens, aber auch des Lernens und Arbeiten sollte jetzt beginnen. Vielleicht setze ich uns zu sehr unter Druck.
Vielleicht flüstert mein Perfektionismus mir ins Ohr: Das musst du noch, das solltest du noch und das könntest du noch mit den Zwergen arbeiten.
Immer begleiten mich Gedanken: wenn du nicht die richtigen Menschen findest,
wie geht es dann weiter.
Wir machen das Beste aus unserer hundereichen Zeit. Morgens nehme ich abwechselnd Amea, Ace, Aye oder Artis mit auf unsere Morgenrunde.
Es ist zu schön zu beobachten, dass jedes Erdloch, jede Blume, jeder Käfer, jede Windbewegung und jeder Schmetterling aufregende Entdeckungen sind. Unsere Runde wird von den Kilometern her kürzer, aber der Zeitfaktor vervielfältigt sich.
Wir üben den Rückruf, sitz und ablegen. Wenn wir die Bande schon länger haben, dann sollen sie auch die Möglichkeit haben zu lernen.
Fährt mein Hundeauto dann mehrmals den Hügel zum Aussichtsturm schauen manche Touristen schon ein bisschen seltsam aus der Wäsche.
„Wieso fährt jemand immer hoch und runter, und immer mit dem gleichen Hund. Warum tut die das nur.“
Kennt ihr das Gefühl Denkblasen über den Köpfen schweben zu sehen. Die Zwerge sehen für einen zufälligen Beobachter aber auch wirklich völlig gleich aus.
Wir üben unverdrossen das Autofahren und ohne das schützende Rudel auch mal allein unterwegs zu sein.
Schade, dass ein Tag nur 24 Stunden hat. Wir fahren an den Hundestrand, in die Heideflächen,
besuchen das Haus am Landtagsplatz, kurzum wir versuchen soviel Input zu geben,
wie es mit sechs Hunden möglich ist.
Unser Leben steht unter dem Motto....Wir leben Hunde.....! Inzwischen haben sie fast das ganze Grundstück für sich eingenommen, nur mein wiederbelebter Bauerngarten, die Mondlandschaft der Welpen, der ist tabu.
Wir sind inzwischen Dorfgespräch nach sechzehn Wochen und noch immer sechs Hunden.
In der siebzehnten Woche kommen auf einmal Anfragen nach, oh Wunder- Rüden.
Nun sind wir sogar in der exklusiven Situation, die Menschen für unsere Jungs aussuchen zu können.
Ace, unser Freigeist findet sein Setterheim in Freiburg. Freigeist, weil Ace schon mit zehn Wochen unseren Spaziergangfür beendet erklärte und nach Hause ging, ganz allein.
Trotz Rufen, Säuseln, Pfeifen, trotz Auto und kläffendem Hund.......der kleine Mann ging!!! Der Anruf für Ace, reiner Zufall. Ein Freiburger Ehepaar auf dem Weg in den Urlaub ans Meer.
Zwischenstation Udo Lindenberg Konzert, Hamburg, schlechtes Wetter und mal so durch das Internet auf den Seiten des VDH gesurft.
Meine Homepage gefunden,oh, nur eine Stunde entfernt. Ein purer Glücksfall für Ace, Heike und Heinz kamen am nächsten Tag. Sie entschieden sich für Ace, fuhren in Urlaub und holten den, nicht mehr so, kleinen Mann auf dem Rückweg ab.
Ace, der Rüde mit dem gelben Halsband hat kein Strasshalsband, wie in meinen Träumen gesehen. Warten auf das richtige Bauchgefühl, von jetzt an mein Credo.
Die Freiburger haben sich in unsere kleine Persönlichkeit verliebt. Unverhofft kommt oft so wird Ace, jetzt Henry gerufen, und zieht in den Süden.
Wir lassen ihn gern nach Freiburg ziehen, aber was soll ich sagen..........die Tränen fliessen.
Aye, unser Erstgeborener, zieht mit 18 Wochen zu meiner Freundin ins Havelland. Mister Kuba, so genannt, weil er mit einer Kaustange im Mundwinkel gern herumläuft, ist ein sehr wachsamer Rüde. Er fiel in dem Wurf durch seine dunkle Färbung und den tiefroten Brand jedem sofort auf. Die Entscheidung über den Familienzuwachs, wieder einmal sehr menschlich gedacht, hat Bine ihrer alten Hündin Niki überlassen.
Ein Hund, der Welpen nicht mag, ist weder schlecht sozialisiert noch aggressiv sondern will von den kleinen, aufdringlichen Quälgeistern mit den fiesen spitzen Zähnchen einfach nicht belästigt werden.
Welpenschutz im Rudel besteht auch nur bedingt, wer eine Zurechtweisung von Mutterhündin, Oma oder Tante schon einmal gehört hat, weiß dass man die Luft anhält und erwartet: es ist etwas Schreckliches passiert.
Zurück zu unserem Professor, ja, Aye hat viele Namen. Nikita akzeptierte ihn nicht nur sondern mochte ihn.
Er schloss sich Nikita an, bedrängte sie nicht, liess Niki entscheiden wie der Spaziergang lief, Nähe oder nicht.
Oftmals habe ich gedacht, sein Name Aye ist Programm. Aye kommt, wie die meisten meiner Welpennamen, aus dem Keltischen und heisst soviel wie : Alles klar, alles gut.
Viele verliebten sich in ihn, aber der oder die Richtige waren nicht dabei. Er wäre die erste Wahl für Buddy´s Frauchen Heike gewesen. Aye war schon beim „Welpen gucken kommen“ die Miniaturausgabe seines Vaters, der auch einen sehr dunklen Brand, das heißt: eine sehr dunkle Färbung hat.
Er passt perfekt zu Bine und ihrer alten Gordon Setter Dame Black Devil´s Yuma, genannt Nikita. Was ich bei allen Welpen hoffe, diesen Hund werde ich sicher nicht aus den Augen verlieren, werde erleben wie er aufwächst und sehen, was aus ihm wird.
Ich hoffe von Herzen, dass die Drei noch eine gute Zeit miteinander haben. Ich bin glücklich, dass Aye zu Bine geht und trotzdem..........die Tränen fliessen.